Die verschiedenen Garne

Abgesehen von persönlichen Vorlieben ist auch der Verwendungszweck für die Wahl eines Garns entscheidend. Beim Arbeiten nach einer Strickanleitung sollten möglichst die Lauflänge und das Material mit dem der Anleitung übereinstimmen, damit die Maschenprobe gleich ausfällt. Zum Beispiel besitzt Baumwolle ein größeres Gewicht als Wolle. Somit ist ein Baumwollfaden bei gleichem Gewicht kürzer als ein Wollfaden. Der Garnverbrauch ist entsprechend höher. Hier die wichtigsten Merkmale:

Wolle

Der wichtigste Lieferant für Wolle ist immer noch das Schaf. Doch durch die verschiedenen Rassen gibt es auch Unterschiede in der Qualität. Die Schurwolle ist besonders wertvoll, da sie ausschließlich von lebenden Tieren gewonnen wird. Lammwolle ist besonders weich und das Merinoschaf liefert die feinste Wolle. Auf Grund ihrer Beschaffenheit bilden sich mit der Zeit Fusseln und Knötchen an der Oberfläche des Stoffes, diese kann man abschneiden. Jedoch wird dadurch der Stoff immer dünner.
  • keine elektrostatische Aufladung
  • hohe Elastizität
  • gut wärmend, lässt sich durch Filzen verstärken
  • bei niedrigen Temperaturen waschen, danach liegend trocknen
  • nicht auswringen, es entstehen Dehnungsschäden
  • trocknes, heißes Bügeln vermeiden, führt zu Verlust der Elastizität
  • anfällig für Mottenfraß

Haare

Besonders feine und weiche Fasern stammen vom Alpaka, Lama und auch vom Kamelhaar. Kaschmirfasern werden aus der Unterwolle der Kaschmirziege gewonnen. Mohairfasern stammen von der Angoraziege, hierfür werden nur sehr junge Tiere geschoren, diese Fasern verfilzen nicht. Die Gewinnung und Verarbeitung der Fasern ist sehr aufwändig und wird deshalb meist als Beimischung zu Schurwolle benutzt. Die Eigenschaften der Wollarten ergänzen sich dann gegenseitig.
  • elektrostatisch aufladbar
  • sehr geringes Gewicht
  • sehr gut wärmend
  • sehr anfällig für Mottenfraß

Seide

Seidenfasern werden aus dem Gespinst von Seidenspinnern wie z.B. dem Maulbeerseidenspinner gewonnen. Sowohl die Gewinnung als auch die Aufarbeitung ist sehr aufwändig. Die Seidenfasern werden deshalb oft als Beimischung zu anderen Garnen verwendet. Sie nehmen Feuchtigkeit sehr schnell auf. Auch sind die Fasern sehr lichtempfindlich und bleichen schnell aus.
  • keine elektrostatische Aufladung
  • sehr feine, weiche & glatte Struktur
  • wirkt temperaturausgleichend
  • knittert wenig
  • Naturfaser mit der höchsten Reißfestigkeit
  • sehr empfindlich beim Waschen, liegend trocknen
  • reine Seide nicht falten, sie wird brüchig
  • durch Dampfbügeln können Wasserflecken entstehen

Baumwolle

Baumwolle wird aus den Samenkapseln des Baumwollstrauchs gewonnen. Die feinen Haare bestehen überwiegend aus Zellulose. Diese nehmen Feuchtigkeit sehr gut auf, geben sie aber nur langsam wieder ab.
  • kaum elektrostatische Aufladung
  • geringe Elastizität, knittert stark
  • nur mäßig wärmend
  • hohe Stabilität & Widerstandsfähigkeit
  • weich & hautfreundlich
  • Maschinenwäsche ist kein Problem

Leinen

Leinen wird aus Pflanzenfasern gewonnen, z.B. aus denen des Flachs. Die Fasern sind ähnlich aufgebaut wie die der Baumwolle. Nur sind Leinen steifer und damit weniger geschmeidig als diese. Die Fasern werden häufig als veredelnde Beimischung benutzt. Leinenfasern sind sehr saugfähig, geben aber die Feuchtigkeit auch schnell wieder ab.
  • keine elektrostatische Aufladung
  • geringe Elastizität, knittert sehr stark
  • sehr reißfest & strapazierfähig
  • fusselt nicht
  • guter Wärmeleiter, kühlt
  • auch bei hohen Temperaturen maschinenwaschbar
  • vor dem Bügeln anfeuchten um Falten besser herauszubekommen

Kunstfasern aus natürlichen Polymeren

Zur Herstellung von Kunstfasern aus natürlichen Polymeren wird Zellulose aus Hölzern wie z.B. der Fichte oder Buche herausgelöst. Daraus lässt sich Viskose herstellen, die ähnliche Eigenschaften aufweist wie Baumwolle, oder auch Acetatfasern mit seidenähnlichen Eigenschaften. Es können auch tierische Proteine zur Herstellung benutzt werden, wie z.B. Milcheiweiß und pflanzliche Proteine aus Mais, Bambus oder Sojabohnen. Diese Fasern werden häufig als Beimischung zur Verbesserung der Reibungsstabilität von Wollgarnen benutzt.

Synthetikfasern

Polyamid, Polyacryl und Elasthan werden synthetisch produziert. Sie bilden eine günstige Alternative zu den preisintensiven Naturfasern und ergänzen diese oft als Beimischungen um Baumwoll- oder Leinengarn mehr Elastizität zu geben. Sie können nur wenig Feuchtigkeit aufnehmen, was durch spezielle Texturierungen des Garns versucht wird zu verbessern. Spezielle Garne mit Glitzer-, Metallic- oder Franseneffekt sind nur durch die Synthetikfasern möglich geworden.
  • stark elektrostatisch aufladbar
  • sehr elastisch, knitterarm
  • hohe Reißfestigkeit
  • lassen sich problemlos einfärben